Bis auf dieser Domain vielleicht irgendwann einmal etwas Sinnvolles passiert:
Hier eine
völlig frei erfundene Geschichte
–
ein toxisches Märchen aus Bits, Blamage und Blödheit.
Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen, realen Projekten oder traurigen
IT-Katastrophen wäre rein zufällig –
oder schlicht ein Fall von SelbstenthĂĽllung.
Wer sich angesprochen fĂĽhlt,
sollte nicht klagen, sondern vielleicht mal innehalten.
Und sich fragen,
wie es eigentlich so weit kommen konnte.
Viel SpaĂź beim Lesen.
Oder beim Aufregen.
Je nach geistiger Reife.
(Ein toxisches Märchen aus Bits, Blamage und Blödheit)
Es war einmal ein Mann.
Ein großer Mann – zumindest in seiner eigenen Vorstellung.
Gerhardino Wissiost nannte er sich.
Entwickler. Visionär. Code-Guru.
Oder zumindest: in der Theorie.
In der Realität jedoch war er vor allem eins:
Ein tragisches Mahnmal digitaler Selbstüberschätzung.
Gerhardino lebte zurückgezogen – in einer
kleinen Wohnung, in der mehr Druckerwärme als Hirnschmalz erzeugt wurde.
Neben Tupperdosen voller Disketten brummte ein uralter Rechner, der beim Start
länger röchelte als ein Rentenantrag auf Papier.
Sein Betriebssystem: Windows 2000.
Seine IDE: Notepad.
Sein Wissen: konserviert auf dem Stand von 2003.
Und doch hielt Gerhardino viel von sich.
Sehr viel.
So viel, dass er sich konsequent siezen
ließ – sogar vom Auftraggeber, der ihn bezahlte.
Ein „Du“? Undenkbar.
Das würde ja suggerieren, man stünde auf Augenhöhe.
Und Augenhöhe vertrug sich nun mal nicht mit seinem Ego.
Der Auftraggeber – ein geschäftstüchtiger
Mensch mit klarem Verstand – lieferte alles:
âś” Klare Anweisungen
âś” Fertige Demos
âś” Ein komplett umsetzbares MenĂĽ
Doch Gerhardino?
Er schaffte es nicht mal, die MenĂĽpunkte zu ĂĽbernehmen.
Nicht umzusetzen – nur zu übernehmen.
Warum?
Weil es ihm zu viel war. Zu kompliziert. Zu fordernd.
Stattdessen programmierte er Dinge, die niemand wollte:
Ein Gutscheinsystem ins Leere.
Einstellungsseiten für Daten, die nur bei der Erstinstallation interessant wären
– wenn überhaupt.
Klickstrecken so verschachtelt, dass man Google Maps brauchte, um wieder
rauszufinden.
Doch unser Adminzauberer war nicht allein.
An seiner Seite: Griselda.
Alter: 93.
Wohnort: Seniorenresidenz „Vergessene Ehre“.
Diagnose: Grauer Star, graue Stimme, graue Erinnerung.
Griselda war perfekt – denn sie stellte
keine Fragen.
Sie lobte ihn für das Drücken der Entertaste, nannte ihn „Zauberer“, und war
sich sicher:
„Der macht was mit Hacken…“
Obwohl sein Lieblingsprogramm der Feiertagskalender 1998 war. Wegen der Farben.
Ein Dreamteam.
Sie vergaĂź, was er sagte.
Er vergaĂź, was er tun sollte.
Und ĂĽber allem schwebte ein stilles Wesen namens
Alzheimer,
das sich wie ein feuchtes Tuch ĂĽber Gerhardinos Auffassungsgabe gelegt hatte.
Der Auftraggeber gab nicht auf.
Er erklärte. Dokumentierte. Strukturierte.
Und Gerhardino?
Verstand nichts. Rein gar nichts.
Aber forderte Lob. Täglich.
Und wehe, es kam Kritik:
Dann schmollte er wie ein fünfjähriger Mimosenpapst nach der ersten Kritik am
Fingerbild.
Besprechungen wurden zum Rohrkrepierer.
Reden gegen eine Wand.
Nur dass die Wand zurĂĽckrief:
„Das muss anders. Ich weiß nur nicht,
wie.“
Nach acht Tagen kollektiver Hirnerweichung kam Gerhardinos groĂźe Erkenntnis:
„Ich habe beschlossen, nicht mehr für Sie tätig zu sein. Die Chemie stimmt nicht.“
Ach was.
Nach acht Tagen.
Nach 27 Telefonaten.
Nach 8 vollständigen Demos.
Nach 0 funktionierenden Ergebnissen.
Der Kunde, längst erschöpft, der sich
nachts selbst ins Frontend gehackt hatte,
es zu 80 % zum Laufen brachte –
und es morgens völlig zerlegt vorfand, weil Gerhardino es „mal getestet“ hatte –
stellte sich still die Frage:
„Was genau stimmt an dem überhaupt?“
Aber der Höhepunkt kam noch:
Die Rechnung.
Gerhardino stellte 165 Euro in Rechnung.
FĂĽr was genau?
FĂĽr ein digitales Nichts.
Für Chaos. Selbstgespräche. Und das Zerstören funktionierender Bereiche.
Der Kunde ĂĽberlegte, ob
er nicht eine Rechnung stellen
sollte:
Für Zeit, Nerven, Strom, Kaffee – und verlorenen Lebenswillen.
Oder vielleicht gleich eine Anzeige wegen Täuschung durch simulierte Kompetenz.
Aber er lieĂź es.
Denn er wusste:
Gerhardino war längst bestraft genug.
Mit seinem Röhrenmonitor.
Mit Griselda.
Und mit einem System, das älter war als die meisten aktuellen Bugs im Netz.
Was Gerhardino wirklich verdient hätte,
wäre kein Honorar –
sondern ein goldener Ehrenpreis
in der Disziplin:
„Ignoranz. Inkompetenz. Selbstverliebtheit. Realitätsverweigerung. Gesamtpaket Gold.“
Und so zog sich Gerhardino zurĂĽck.
In seinen Unterordner
/Admin_FINAL_neu_test_endlich_fertig_alt2/
und wartet bis heute…
…auf das nächste Opfer.
Einen Kunden,
der so verzweifelt ist,
dass er glaubt, Gerhardino Wissiost
könne ihm helfen.
Und wenn er nicht gestorben ist,
dann lebt er noch heute:
In Foren ohne Antwort
In Repositories ohne Funktion
Und in Kundenakten unter dem Label:
„Nicht wieder beauftragen.
Niemals.“
Falls sich nun jemand „beleidigt“ oder
„persönlich getroffen“ fühlt:
Ganz ruhig.
Dies ist eine satirische Erzählung –
frei erfunden, mit völlig fiktiven Namen und überzeichneter Darstellung.
Wer sich hier ernsthaft wiedererkennt,
sollte sich nicht an mich wenden – sondern an einen guten Facharzt.
Eventuell liegt ein Wahrnehmungsproblem, altersbedingte Ablagerungen oder
schlicht ein akutes Ego-Trauma vor.
Oder um es anders zu sagen:
Wer bei „Dumm & Dümmer“ beleidigt war, weil er dachte, es sei über ihn –
der wird auch bei „Dick & Doof“ schwer verletzt sein.
(Wobei die Betonung klar auf Doof
liegt.)
In diesem Sinne:
Wer sich hier wiederfinden möchte,
hat mehr als nur ein persönliches Problem –
er ist das Problem.
Kaum war die Geschichte veröffentlicht,
kam sie auch schon:
Die Nachricht.
Ein besonders zart besaitetes Exemplar der
Spezies Homo Empfindlichensis meldete
sich.
Nicht etwa mit einem Anruf.
Nicht mit einem klärenden Gespräch.
Nein –
feige, verklemmt und verschämt
– per schriftlicher Beschwerde.
Man fĂĽhle sich beleidigt.
Man denke gar ĂĽber eine Anzeige nach.
Bei der Polizei.
Wegen einer Geschichte.
Mit fiktivem Namen.
Ohne Bezug.
Ohne Grundlage.
Ohne Hirn.
Ganz groĂźes Kino.
Da fragt man sich:
Bin ich nun IT-Kunde –
oder plötzlich unfreiwilliger Seelsorger für gescheiterte Existenzen mit
Aufmerksamkeitsdefizit?
Und falls es wirklich zur Anzeige kommt:
Nur zu.
Dann aber bitte auch gleich offenlegen, was da wirklich im Argen liegt:
Schwarzarbeit
Steuertricks
Täuschung
Kompetenzsimulierung
Denn wer den ersten Stein wirft, sollte
sicher sein,
dass sein eigenes Kartenhaus aus GĂĽlle nicht gerade auf dem Schulhof eines
Finanzamts steht.
Man kann nur staunen,
wie viele intelligenzfreie
Ego-Großmäuler sich von Fiktion persönlich angegriffen fühlen –
und sich dann auch noch beschweren,
ohne mal den Hörer in die Hand zu
nehmen
oder einfach ein Gespräch zu führen wie ein erwachsener Mensch.
Aber klar – reden setzt Denken voraus.
Und dafĂĽr fehlt es mancherorts leider nicht nur an Lust, sondern auch am
Rohmaterial.
Fazit:
Wer sich hier getroffen fĂĽhlt,
möge bitte ernsthaft prüfen, wie zur
Hölle er es geschafft hat, mit diesem Geisteszustand überhaupt älter als ein
Toastbrot zu werden.
Oder wie man im Volksmund sagt:
„Getroffene Hunde bellen – und die
ganz Dummen schreiben Drohbriefe.“
In diesem Sinne:
Danke fĂĽrs Lesen.
Danke fĂĽrs Lachen.
Und danke für den Beweis, dass diese Geschichte offenbar doch näher an der
Realität war, als sie es je sein wollte.
ENDE.